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Der Einfluss der Darmflora auf die Schilddrüse

Wie wir im letzten Blog schon berichteten, spielen viele Faktoren für die Funktion der Schilddrüse eine Rolle. Jahreszeiten, Essgewohnheiten oder die Verwendung von Medikamenten. Nach neuen Erkenntnissen sollte inzwischen ein weiterer Faktor hinzugerechnet werden: Die Darmflora.

Darmflora und Hormone

Die Milliarden Mikro-Organismen, die sich in verschiedensten Zusammensetzungen im Darm aufhalten, haben einen großen Einfluss auf die allgemeine Hormonproduktion, so auch auf die Produktionstüchtigkeit der Schilddrüse. Es ist mittlerweile keine Überraschung mehr, dass die Darmflora mit allen vitalen Körperfunktionen in Verbindung gebracht wird.

Umwandlung von T4 in T3

Die Darmmikroben können eine Vielzahl von hormonellen Substanzen erkennen, wie zum Beispiel die Nebennieren – Hormone Adrenalin und Noradrenalin, sowie die Schilddrüsenhormone. Sie sind sogar in der Lage, die Hormone zu beeinflussen und zu steuern. Im Falle der Schilddrüsenhormone assistieren sie den Mikro-Organismen im Darm bei der Umwandlung von T4 in T3. Etwa 20 % von T4 wird im Darm in T3 umgewandelt.

Der Magen-Darm-Trakt wirkt auf die Schilddrüse ein

Die Gallensalze, die nach der Einnahme von fetthaltiger Nahrung im  Dünndarm landen, haben einen Einfluss auf die Wirkung der Schilddrüse. Dies geschieht über ein Enzym, das T4 in T3 umwandelt (Iodothyronin-Deiodinase). Der Magen-Darm Trakt ist somit ein Faktor, den man bei der Beurteilung der Schilddrüse nicht außer Acht lassen sollte.

Ein “blinder Fleck” in der westlichen Wissenschaft

Experten im Bereich der “Systembiologie” plädieren für eine bessere Integration der Darmflora im Streben nach medizinischem Fortschritt. Bis heute wird die Darmflora in der westlichen Medizin eher links liegen gelassen.

Nur 1 % Mensch

Da wir ungefähr 20.000 menschliche Gene haben und gleichzeitig ungefähr 2-20 Millionen mikrobiologische Gene in uns tragen, sind wir genau genommen zu 1 % Mensch. Man sollte sich das auf der Zunge zergehen lassen: Von allen Genen, die wir in uns tragen ist nur ein Hundertstel homo sapiens. Alle anderen Gene stammen aus Mikro-Organismen wie Bakterien auf der Haut oder in der Darmflora. Diese 99 % unseres innerlichen und äußerlichen “Genpools“ einfach zu ignorieren, ist eigentlich nicht logisch.

Komplexe Probleme

Die zunehmende Kenntnis des komplexen Ökosystems im Darm macht es nicht unbedingt einfacher. Je mehr wir wissen, desto weniger begreifen wir eigentlich, denn es kommen immer neue Faktoren hinzu. Zum guten Verständnis ist die gewöhnliche Biologie nicht mehr ausreichend. Komplizierte Systemprobleme stehen in zunehmendem Masse im Fokus, sowohl in der Biologie als auch in der Medizin.

Systembiologie

Systembiologie ist eine Wissenschaft, die sich mit biologischen Komponenten wie Molekülen, Zellen, Organismen oder ganzen Sorten beschäftigt. Lebende Systeme sind dynamisch und komplex; das Verhalten ist auf der Grundlage einzelner Bestandteile nur schwer vorhersehbar. Wenn man die Komplexität des Ganzen begreift, (Bioinformatik, Biologie, Informationstechnik und Physik) dann entsteht neues Wissen, mit dem auch zuverlässiger prognostiziert werden kann, wie die Systeme sich im Laufe der Zeit verändern. Das Ganze ist wieder größer ist als die Summe seiner Teile.

Darmflora als Lösungsansatz

Manchmal erscheint es naheliegender, die Lösung nicht in der menschlichen Genetik zu suchen, sondern in beispielsweise in der Gestaltung der Darmflora. Das ist allerdings einfacher gesagt als getan, denn dafür ist ein deutlicher Paradigmenwechsel notwendig in der Mentalität vieler Wissenschaften, die sich mit Ernährung, Biologie und Medizin befassen.

Mehrere Faktoren

Für die Schilddrüse ist es wichtig zu wissen, dass die Funktion dieser Drüse nicht von einem einzigen System, sondern von vielen Systemen gemeinsam gesteuert wird. Sie befinden sich in scheinbar getrennten Bereichen im  Körper, sind jedoch funktional eng miteinander verbunden.

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