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Die Darmflora (intertestinales Mikrobiom) : Der Schlüssel zur Gesundheit – Teil 1

darmbiom picDie meisten Zellen, die in unserem Körper vorkommen, sind keine menschlichen Zellen, sondern mikrobielle Zellen; das Verhältnis von mikrobiell zu menschlich ist ungefähr 10 : 1. Störungen der Beziehung zwischen dem Wirt und dem sogenannten Mikrobiom/Darmflora, oder auch einfach Biom, können zu einem verstörten Gleichgewicht führen. Die Diversität der Bakterien in unseren Darmen scheint einen ganz erstaunlichen Einfluss auf vielerlei Aspekte der allgemeinen Gesundheit des Wirts zu haben. Mikroben sind nicht nur essentiell wichtig zum Verdauen von Nahrung, sondern beeinflussen auch die Kalorien, die wir aufnehmen und sie erzeugen auch wichtige Enzyme und Vitamine. Ferner sind sie ein Bestandteil unseres Immunsystems. Der Autor und Professor Tim Spector suggeriert in seinem Buch “The Diet Myth” sogar, dass Bakterien größtenteils für die heutige Obesitas – Epidemie verantwortlich sind.

Je mehr wir entdecken, wie die Beziehung zwischen mikrobieller Innen- und Außenwelt funktioniert, und je mehr wir begreifen von ihrem Einfluss auf die Gesundheit des Menschen, desto mehr kommt heraus, dass wir als Kollektiv in einer biologischen Gemeinschaft leben; wir sind nur ein Teil eines dynamischen Ökosystems. In diesem Paradigma kann “Gesundheit” als Ausdruck der Diversität und der Regerationsfähigkeit des Gleichgewichts dieses Ökosystems gesehen werden.

Wie wir die Biodiversität in den Gedärmen maximieren können, ist noch nicht vollständig deutlich. Pre – und Probiotika spielen eine Rolle, ebenso wie eine fermentierte und ballaststoffreiche Nahrung und auch Lebensstil – Faktoren. Ein Selbstversuch wies aus, dass eine einwöchige Diät von größtenteils Kartoffeln (!) eine vergrößerte Mikrobiom – Diversität zur Folge hat.

Verglichen mit einer faserreichen Diät stieg der Diversitätsindex nach der Kartoffeldiät von etwas über 26 auf beinahe 39. Drastische Diätinterventionen scheinen einen substantiellen Einfluss auf das Mikrobiom zu haben. Auf dem Niveau individueller Bakterien wurde übrigens ein uneinheitliches Bild festgestellt. Manche “gute” Bakterien erschienen einzig in der Kartoffel  – Diät, andere nahmen in dieser Diät an Anzahl zu und wieder andere “gute” Bakterien nahmen in Anzahl ab.

Was diese Verschiebungen verursacht, bleibt vorläufig ungeklärt. Auch die Gesundheitseffekte und in welcher Zeitspanne sie ihre Wirkung entfalten, ist undeutlich.

Die Mikrobiom – Darm – Gehirn – Achse

Es gibt etwa 200 Millionen Nervenzellen im Darm. Das ist nicht so viel wie im Gehirn, aber dennoch mehr als im peripheren Nervensystem und Rückenmark zusammen. Mikro – Organismen scheinen eine sehr innige Beziehung mit diesen Zellen zu führen, genauso wie diese Nervenzellen ihrerseits mit dem Gehirn kommunizieren. Dieses System ist auch als “Mikrobiom – Darm – Gehirn – Achse” bekannt.

Peripheres Serotonin und das “zweite Gehirn”

Serotonin ist allgemein als Neurotransmitter bekannt. Auch ist bekannt, dass ganze 90 % des Serotonin, das im Körper erzeugt wird, im Magen-Darm-Trakt entsteht. Sich verändernde Niveaus des peripheren Serotonins werden mit der allgemeinen Gesundheit in Verbindung gebracht.

Studien in Cell zeigen auf, dass bestimmte Bakterien im Darm beim Regulieren der Erzeugung peripheren Serotonins eine zentrale Rolle spielen, und geben ferner an, dass das Ändern der Darmflora bei der Wiederherstellung des Gleichgewichts helfen könne.

Bodenmikroben, die den Gemütszustand modulieren können

Von Mycobacterium Vaccae, einer häufig vorkommenden Bodenbakterie, ist bekannt, dass sie einen deutlich messbaren Effekt auf die Neuronen hat. Diese Bakterie wird im Allgemeinen in Erdproben angetroffen und sie kann Serotonin erzeugen, was wiederum den Gemütszustand und die Laune beeinflussen kann. Diese Mikroben aus dem Boden lassen die Zytokinniveaus ansteigen, was in der Bildung von mehr Serotonin resultiert. Gärtner inhalieren die Bakterien bei der Arbeit und nehmen sie auch über die Haut auf. Sie bekommen sie manchmal sogar direkt in die Blutbahn, wenn sie beispielsweise Erde in kleine Wunden bekommen. Die natürliche Wirkung der Serotonin – modulierenden Bodenbakterien ist ungefähr für drei Wochen nachweisbar, wenn man Experimente mit Ratten als Indikation nimmt.

Das Mikrobiom: Nicht nur in den Darmen

Obwohl die größten Mengen Mikroben in unserem Darm vorkommen, ist es eine Tatsache, dass auch andere Körperteile ihr eigenes Mikrobiom haben und eine wichtige Rolle spielen beim Funktionieren spezieller Körperteile. Denken Sie hier an die Haut, die Genitalien und den Mund, aber auch beispielsweise die Augen und die Nasennebenhöhle haben ihr eigenes Mikrobiom.

Das Augenmikrobiom

Wissenschaftler der School of Medicine, New York University, fanden kürzlich heraus, dass das Tragen von Kontaktlinsen die Bakterien auf der Augenoberfläche verändern kann, so dass das Auge anfälliger wird für Infektionen. Bei Personen, die Kontaktlinsen trugen, war die bakterielle Zusammenstellung vergleichbar mit der bakteriellen Zusammenstellung der Haut unter den Augen. Bei Kontaktlinsen – freien Augen war diese Zusammenstellung klarer differenziert. Kontaktlinsenträger enthielten höhere Anzahlen von vier Sorten Bakterien: Lactobacillus, Acinetobacter, Methylobacterium und Pseudomonas. Diese Mikrobiomverstörung könnte eventuell erklären, warum Kontaktlinsenträger bestimmte Typen Augeninfektionen häufiger bekommen.

Die Nasennebenhöhle

Dr. Susan Lynch von der University of Califonia, San Diego hat mit ihrer Gruppe Wissenschaftler gezeigt, dass für eine gesunde und problemfreie Nasennebenhöhle die Diversität des lokalen Mikrobioms eine wichtige Rolle spielt; mehr noch als ein spezifischer Kranheitserreger. Ein gesundes Mikrobiom kann als System die übermäßige Entstehung andere unerwünschter Bakteriensorten beeinflussen.

Mara Silgailis schreibt in ihrem Blog lacto bacto, dass sie die Probleme, die sie hatte mit der Nasennebenhöhle selbstständig behoben hat, indem sie Kimchi Saft in kleinen Mengen in die Nase einbrachte. Dies ist nun etwa zwei Jahre her und sie ist immer noch frei von den Problemen, die sie vorher hatte.

13 interessante Bakterienfakten

  1. Forschung zeigt, dass der menschliche Nabel etwa 1.458 verschiedene Arten von Bakterien enthält. Eine Person wies sogar eine bestimmte Bakterie auf, die bisher nur im japanischen Boden angetroffen wurde; die Person war nie in Japan gewesen.
  2. Eine niederländische Studie zeigt, dass ein inniger Kuss zwischen zwei Menschen von etwa 10 Sekunden einen Austausch von 80 Millionen Bakterien bedeutet.
  3. In Japan wurde eine neue Bakterienart entdeckt, die sogar in Haarlack über (-leben) kann.
  4. Wenn alle Bakterien, die auf einem Körper leben, sorgfältig eingesammelt würden, dann würde das insgesamt auf 1.3 – 2.26 Kilo kommen.
  5. Sogar nach dem gründlichen Reinigen der Zähne bleiben auf jedem Zahn etwa 1000 bis 100.000 Bakterien hängen.
  6. Ein durchschnittlicher Körper enthält etwa 100 Billionen Bakterienzellen. Wenn jede Zelle ein 5 Euro-Schein wäre, könnte man damit den Abstand von der Erde zum Mond 14 Mal überbrücken.
  7. Im menschlichen Mund befinden sich dreimal so viele Bakterien als die Anzahl Menschen auf der Erde.
  8. Bakterien werden eingeteilt in drei Hauptformen: Kokken (sphärisch), Bazillen (stabförmig) und Spirillen (spiralförmig).
  9. Eine durchschnittliche Person schluckt täglich etwa einen Liter Speichel, der etwa 1000 Milliarden Bakterien enthält.
  10. Schweiß stinkt nicht, bis er mit den Bakterien der Haut kombiniert wird.
  11. Nur ein kg der C. Botulinum Bakterie könnte, wenn auf schreckliche Art und Weise bewusst eingesetzt, die Menschheit ausradieren.
  12. Manche Bakterien können sich sehr schnell fortbewegen, sogar 50-60 Mal ihre eigene Körperlänge per Sekunde. Das entspricht einer Person von 182 cm Körpergröße, die 322 km/h rennen kann.
  13. Die Gonorrhoe bakterie ist der stärkste Organismus der Erde. Sie kann 100.000 Mal ihr eigenes Gewichts ziehen. Verglichen mit dem Menschen würde das 10 Millionen kg bedeuten, also 22 volle Boeing 747 Flugzeuge.
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