Nahrungsergänzungsmittel: Natürlich oder durch den Mensch gemacht?
Wenn Sie sich bewusst mit Ihrer Gesundheit beschäftigen, dann finden Sie sich wahrscheinlich regelmäßig auf Websites mit Nahrungsergänzungsmitteln wieder. Und vielleicht nehmen Sie auf Empfehlung Ihres Hausarztes selber welche gegen Mangelerscheinungen oder für andere Indikationen.
Heutzutage müssen wir eigentlich schon deshalb Nahrungsergänzungsmittel nehmen, weil essentielle Nährstoffe in unserer normalen Diät nicht mehr enthalten sind – und das trotz des großen Angebots an Essen. Die Qualität ist auch nicht mehr die gleiche wie früher; Äcker sind erschöpft und das Verarbeiten der Lebensmittel verringert die Menge der Vitamine enorm.
Die Frage ist jetzt: Können Nahrungsergänzungsmittel diesen Mangel in unserer Ernährung auffangen? Und was ist wirklich in den Pillen enthalten?
Das sind natürlich gute Fragen, die am besten beantwortet werden können, wenn wir zurück zum Anfang gehen – sind die Zutaten natürlich oder durch den Menschen hergestellt (synthetisch)? Man hört selten Auseinandersetzungen über den Grad des synthetischen Gehaltes in Nahrungsergänzungsmitteln, vielleicht geht man automatisch davon aus, dass die Nährstoffe in hochwertigen Präparaten aus natürlichen Quellen kommen. Das Vitamin C (Ascorbinsäure), das Sie schon seit Jahren nehmen, kommt beispielsweise aus Orangen oder anderen Lebensmitteln, die der Körper problemlos aufnehmen kann… oder?
Natürliche versus synthetische Nahrungsergänzungsmittel
Es gibt einen großen Unterschied zwischen den Nährstoffen in natürlicher Nahrung und den Zutaten, die größtenteils in den Nahrungsergänzungsmitteln benutzt werden. Ein Beispiel: Die Möhre.
Möhren sind proppenvoll mit Nährstoffen. Sie enthalten nicht nur wichtige Stoffe, wie einen Vorläufer von Vitamin A, Betakarotin und Vitamin C, sondern auch weniger bekannte Stoffe wie Pholat und Mannose. Mehr noch, Wissenschaftler haben ungefähr 200 verschiedene Nährstoffe und Phytonutrienten gefunden in einer einzigen Möhre.
Diese 200 Nährstoffe wirken auf eine mysteriöse Art und Weise zusammen, wobei es einfache und auch sehr komplexe Wechselwirkungen gibt. In Nahrungsmitteln sind Enzyme, Co-Enzyme, Mineralien und andere Stoffe enthalten, die den Nutrienten dabei helfen, einen natürlichen Synergismus zu schaffen.
Es ist fast unmöglich, dieses komplexe System bis ins kleinste Detail zu durchleuchten und nachzumachen. Wissenschaftler wissen daher auch noch nicht exakt, wie alles funktioniert. Die Chance ist groß, dass man es auch nie ganz wissen wird. Dies ist ein gutes Beispiel dafür, dass Mutter Natur ihre Geheimnisse auch gerne für sich behält.
Auch die durchschnittliche Formulierung von Multivitaminen ist es ein gutes Beispiel des oben genannten Phänomens. Die meisten Verbraucher sind wahrscheinlich schon zufrieden, wenn sie mehr als 20 verschiedene Zutaten sehen auf dem Etikett. Am liebsten mit 100% der empfohlenen Tagesmenge. Das ist doch schon mal beeindruckend denkt man dann schnell! Denken wir kurz zurück an die Möhre, mit den ungefähr 200 Nährstoffen … genau; die Zusammensetzung von natürlichen Nahrungsmitteln ist, wie schon gesagt, komplex. Alle Inhaltsstoffe der Möhre brauchen einander um durch unseren Körper gut aufgenommen werden zu können.
Das Prinzip “Mehr ist besser”, das heutzutage doch immer noch den Ton angibt, trifft nicht immer zu. Wenn Betakarotin gut ist für die Augen, dann muss eine enorme Menge davon noch besser sein. Aber so funktionieren Mutter Natur und der Körper nicht, wenn es um Nahrung geht.
Lebensmittel sind gefüllt mit ausgewogenen Nährstoffen. Natürliche Nahrungsergänzungsmittel haben darum oft eine viel niedrigere Potenz in Milligramm oder Mikrogramm. Die Schlussfolgerung, die oft schnell gezogen wird, ist dass sie durch den niedrigeren Gehalt weniger effektiv seien. Diese Schlussfolgerung zieht man einzig aufgrund der angegebenen Mengen der einzelnen Vitamine.
Da viele Vitamine ein Teil von Lebensmittelkomplexen sind, ist diese Schlussfolgerung trügerisch. Sie müssen mit ihren “natürlichen Helfern“ eingenommen werden, so dass der Körper sie gut verarbeiten kann. Mit anderen Worten, eine geringere Menge an Vitaminen in natürlicher Form ist viel effektiver als eine enorme Menge synthetischer Mittel, die der Körper gar nicht “verstoffwechseln“ kann.
Wenn es um Ernährung geht, dann ist “mehr“ nicht immer besser.
Qualität über Quantität
Die Moral der Geschichte ist, dass die Nährstoffe der Natur perfekt portioniert sind. Natürliche Produkte haben mehr Effekt als eine hohe Dosis von synthetischen Mitteln.
Mutter Natur weiß was das Beste ist. Nicht nur in der Ernährung, sondern auch bei Biorhythmen und Bewegung. Nutrienten brauchen einander, um effektiv sein zu können. Dabei brauchen die großen Stoffe die Kleinen genauso wie anders herum. Die meisten isolierten Vitamine ohne ihre Cofaktoren haben demzufolge einfach weniger Wirkung.
Wie komme ich dahinter, ob meine Nahrungsergänzungsmittel synthetisch sind?
Ganz einfach… man findet alles auf dem Etikett. Die Zutatenliste liefert alle Informationen, die man braucht. Wenn hier ein Nährstoff erwähnt wird, bei dem die Quelle eine Frucht, ein Gewürz, Lebertran, Bierhefe (Saccharomyces Cerevisiae), Palmöl, oder ähnliches ist, dann ist das ein positives Zeichen. Wenn man chemische Bezeichnungen findet wie Niacin, Thiamin oder Tocopherole dann befinden sich synthetische Zutaten im Produkt.
Sobald es um Nahrungsergänzungsmittel für den allgemeinen Gebrauch geht, ist es sicherer auf seine Intuition zu vertrauen und den Rat von Hippocrates zu befolgen: „Lass die Nahrung deine Medizin sein und die Medizin deine Nahrung.“
Gibt es überhaupt einen Platz für durch den Mensch hergestellte Zutaten?
Man muss kein Genie sein um zu begreifen, dass Nahrungsmittel, die mit Vitaminen angereichert werden nicht dieselbe Wirkung haben, wie die ursprünglichen, unbehandelten Produkte. Vitamine als Bestandteil natürlicher Nahrungskomplexe funktionieren besser, auch wenn man oft hört, dass der Körper keinen Unterschied macht. Das ist jedoch nicht wahr, weil man dann:
- Den Effekt verschiedener Vitaminstrukturen bei der Aufnahme außer Acht lässt.
- Die Unterschiede divergierender Isomere ignoriert. Das hat direkten Einfluss auf die Aufnahme und Bio-Aktivität.
- Die Tatsache ignoriert, dass die natürliche Nahrungsmatrix von Vitaminen die Aufnahme, Bio-Aktivität und Wirkung verbessert.
- Ignoriert, dass die meisten synthetisch hergestellten Vitamine eine kristalline Molekularstruktur haben, im Gegensatz zu den natürlichen Varianten.
In diesem Artikel probieren wir nicht die große Skala an positiven Effekten von synthetisch hergestellten Nahrungsergänzungsmitteln auf die allgemeine Gesundheit oder bei spezifischen Indikationen zunichte zu machen. Das Ziel des Artikels ist es, den Konsumenten darauf aufmerksam zu machen, dass es Unterschiede gibt zwischen natürlichen und synthetischen Nährstoffen.
Wenn man die Wahl hat, dann haben unserer Meinung nach immer die natürlichen Produkte Vorrang, wenn es für den allgemeinen Gebrauch ist. Bei spezifischen Indikationen ist dieser Grundsatz nicht immer anwendbar. Das Einsetzen von höheren Dosierungen in synthetischen Stoffen ist dann oftmals die richtige Entscheidung. Auch hier wollen wir den Leser zum Denken anregen über die Komplexität von Aspekten, die die Gesundheit beeinflussen können. Mutter Natur weiß es immer noch am besten!