Aminosäuren – Die Bausteine des Lebens
Gastblog : Toine Wilke, Ernährungswissenschaftler, Biochemiker und Algenexperte
Beinahe jeder hat inzwischen Mal etwas gehört zu Aminosäuren. Aber was ist eine Aminosäure eigentlich genau? Und was haben Aminosäuren mit der Gesundheit und dem guten Funktionieren unseres Körpers zu tun? Hier Lesen Sie alles, was Sie noch nicht wussten zu diesem “Bausteinen des Körpers”.
Stellen Sie sich vor: Sie möchten ein Haus bauen. Dazu brauchen Sie verschiedene Baumaterialien, Backsteine Zement und Holz. Für unseren Körper gilt in etwa das Gleiche; er ist aufgebaut und besteht aus verschiedenen Molekülen. Aminosäuren sind einer dieser wichtigen Bausteine für uns: Sie sind die Basis vieler anderer Moleküle, die letztlich dafür sorgen, dass wir aufrecht stehen können, uns bewegen und grundsätzlich überleben. Kurzum: Kein Leben ohne Aminosäuren!
Die Amino- und die Säuren-Seite
Wie schon gesagt, ist eine Aminosäure ein Molekül. Moleküle sind kleine Teilchen, die Sie vergleichen können mit Lego – Bausteinen. Der Name “Amino-Säure” stammt von den zwei Seiten des Moleküls: Die Amino-Seite (die Sie hier links auf dem Bild sehen) und die Säure –Seite (rechts auf dem Bild). Neben dieser zwei Seiten hat jede Aminosäure auch die sogenannte “funktionelle Gruppe“. Das ist eigentlich ein anderes Molekül, das an der Aminosäure klebt. Dies wird mit “R” aufgeführt im Bild hier unten. Es gibt 20 solcher funktioneller Gruppen und das bedeutet auch, dass es 20 verschiedene Aminosäuren gibt.
Ketten bilden
Das besondere an einer Aminosäure ist, dass der Körper die “Säuren-Seite“ einfach an der Amino-Seite einer anderen Aminosäure befestigen kann. Auf diese Art und Weise kann der Körper einfach Ketten von Aminosäuren herstellen. Eine kleine Kette kann von nur ein paar Aminosäuren kann als Hormon fungieren, eine Kette von mehr als 20 Aminosäuren nennt man ein Eiweiß.
Bio-logisch?!
Eigentlich ist es also sehr logisch; nahezu alle lebenden Wesen brauchen Aminosäuren, um am Leben zu bleiben. Aus diesen Aminosäuren basteln sie allerlei Stoffe, die benötigt werden, und gut funktionieren zu können. Das ist pure Biologie. Hier gebe ich zwei Beispiele von Aminosäuren als Baustoffe unseres Körpers: Als erste L-Tryptophan und als zweite das Eiweiß Hämoglobin.
Gut, dass es Tryptophan gibt
Unser Gehirn nutzt die Aminosäure Tryptophan, um den Wirkstoff Serotonin herzustellen. Serotonin ist bei vielen Prozessen im Gehirn mit einbezogen und es sorgt unter anderem dafür, dass wir uns gut fühlen. Wenn wir zu wenig Tryptophan im Körper haben – oder zu wenig über die Nahrung zu uns nehmen, hat das demnach einen Nachteil.
Atmen mit Hämoglobin
Das Eiweiß Hämoglobin besteht aus einer Reihe Eiweißketten (Ketten) von insgesamt 574 Aminosäuren. Diese Aminosäuren falten sich auf eine solche Art und Weise zusammen, dass sie – zusammen mit Eisen und Blut – gut Sauerstoff binden können. Unsere roten Blutkörperchen enthalten viele Hämoglobin-Eiweiße. So können sie Sauerstoff aus der Lunge durch unseren Körper transportieren und dort abliefern, wo er gebraucht wird.
Wo kommen Aminosäuren her?
Aminosäuren holt sich der Körper – genau wie andere Baustoffe – aus der Nahrung. Oftmals nehmen Sie sie in der Form von Eiweißen zu sich. Diese Eiweiße werden dann in den Därmen abgebaut und im Blut aufgenommen, um an anderer Stelle im Körper wieder eine Funktion zu übernehmen. Sie können aber auch “lose“ Aminosäuren einnehmen in der Form von Nahrungsergänzungsmitteln.
Welche Aminosäuren sind wichtig?
Von den 20 Aminosäuren kann unser Körper selbst 12 herstellen. Die übrigen 8 müssen wir aus der Nahrung holen. Dies sind die Aminosäuren Phenylalanin, Valin, Threonin, Tryptophan, Methionin, Leucin (Isoleucin), Lysin und Histidin. Diese werden auch die “essentiellen Aminosäuren“ genannt”.
Menschen mit einer normalen Essensgewohnheit bekommen meistens genug essentielle Aminosäuren über die Nahrung in den Körper. Eine gute Verdauung und adäquate Produktion von Magensaft ist allerdings maßgebend. Manche Menschen können bestimmte Aminosäuren aus der Nahrung weniger einfach aufnehmen. In diesen Fällen kann es nützlich sein, direkt- verfügbare essentielle Aminosäuren zu sich zu nehmen.
Auch für spezifische Indikationen und/oder Zwecke können Sie einzelne Aminosäuren einnehmen. Eine Anzahl beliebter Aminosäuren sind beispielsweise L-Theanin, L-Arginin, L-Tyrosin, L-Tryptophan und L-Taurin.
Neben losen Aminosäuren sind auch die verzweigkettigen Aminosäuren L-Leucin, L-Isoleucin und L-Valin (BCAA’s), sehr beliebt. Vor allem Sportler, die auf der Suche sind nach extra Regeneration, ziehen hieraus den vollen Nutzen.