Die Anklage: Glyphosat zerstört gesundes Darmmikrobiom
Die Seifenoper, oder besser gesagt, das Drama um Glyphosat geht weiter. The Guardian veröffentlichte kürzlich einen auf einer großen wissenschaftlichen Studie basierenden Artikel, der zeigt, dass Personen, die in hohem Maße Glyphosat ausgesetzt sind, eine um 41 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit haben, das Non-Hodgkin-Lymphom zu entwickeln. Die niederländischen Journalisten von “Follow The Money” gingen einen Schritt weiter und enthüllten, dass Monsanto die Ergebnisse eines unabhängigen niederländischen Forschungsinstituts (TNO) zu Glyphosat nach einem für sie “nicht akzeptablen” Ergebnis gestoppt haben. Das Sahnehäubchen ist jedoch die Veröffentlichung von Bloomberg, die beschreibt, dass eine Klage eingereicht worden sei, da das Pestizid ein gesundes Darmmikrobiom angreife und vernichte; eine Beschuldigung, die bis dato von Monsanto immer abgeschritten wurde.
Hintergründe
Glyphosat wurde 1974 erstmals eingesetzt. Seine Verwendung hat enorm zugenommen, es wird längst nicht mehr nur als Herbizid verwendet. Glyphosat wird jetzt direkt als „Trockenmittel“ oder als Mittel zur schnelleren Ernte auf die Kulturen gesprüht. Im Rahmen der Vermarktung von Glyphosat wurden gleichzeitig gentechnisch manipulierte “glyphosattolerante Pflanzen” eingeführt. Diese Pflanzen mussten genetisch modifiziert werden, um gegen das Herbizid resistent zu sein. So konnte beliebig viel Glyphosat zum Einsatz kommen, um alle Pflanzen – mit Ausnahme der gentechnisch veränderten Pflanzen – abzutöten. Soviel zur Biodiversität. Inzwischen wird deutlich, dass Glyphosat auch viel auf konventionell angebaute Kulturen gesprüht wird. Vom Hobbygärtner bis zum Landschaftsgärtner im öffentlichen Raum: Glyphosat wurde zur beliebten Allzweckwaffe. Es ist DAS Mittel gegen alles Lästige im Garten.
Breitbandherbizid
Glyphosat ist ein Herbizid mit breitem Spektrum. Das bedeutet, dass es eine Vielzahl von Pflanzen abtötet. Es wirkt bei Pflanzen daher eher nach dem Zufallsprinzip, außer bei den zuvor erwähnten gentechnisch veränderten Pflanzen mit Glyphosatresistenz. Aber jetzt stellt sich heraus, das Glyphosat auch das mikrobielle Leben im Boden angreift. Das ist problematisch, weil wir Mikroorganismen für einen gesunden Boden dringend brauchen. Darüber hinaus „bindet“ Glyphosat Mineralien, sodass die nicht oder nur in kleineren Mengen vorhanden sind und zur Resorption durch die Pflanze zur Verfügung stehen. Dies wirkt sich auf den Nährwert von Gemüse negativ aus.
Mikrobiom
Ein gutes Gleichgewicht im Darm, in dem die gesunden und nützlichen Darmbakterien die große Mehrheit bilden, ist ein wichtiger Aspekt allgemeiner Gesundheit. Die nützlichen Bakterien in unserem Darm tragen zu einer optimalen Verdauung bei und unterstützen die Immunfunktion. Das Darmmikrobiom ist an der Produktion vieler essenzieller Hormone, Neurotransmitter, Enzyme und Vitamine beteiligt. Das Allerwichtigste ist vielleicht, dass günstige Bakterien verhindern, dass “schlechte” oder “ungünstige” Varianten wachsen und Krankheiten verursachen können.
Wenn Menschen Glyphosat in den Körper bekommen, kann es im Gastrointestinaltrakt als Breitbandantibiotikum wirken. Bei Tieren ist nachgewiesen, dass Glyphosat das Darmmikrobiom verstört und im Allgemeinen kann davon ausgegangen werden, dass insbesondere gesundes Bakterienwachstum unter Druck gerät. Darüber hinaus haben Studien gezeigt, dass die Aussetzung an Glyphosat die Wirkung von Antibiotika beeinflusst.
Der Vorwurf
Die Klage wurde Anfang Februar 2019 beim Bundesgericht in Kansas City, Missouri, eingereicht. Den Klägern zufolge hat Monsanto die Benutzer systematisch in die Irre geführt, indem man ihnen versicherte, dass Glyphosat keinen Einfluss auf das Darmmikrobiom habe. Durch Etikette wurde den Verbrauchern zu Unrecht versichert, dass die Wirkstoffe auf ein Enzym abzielten, das weder in Menschen noch bei Haustieren anzutreffen sei. Dies ist nach Ansicht der Kläger nicht gerechtfertigt.
Monsanto ist bis heute in mehr als 9.000 Gerichtsverfahren verwickelt.
Quellen: The Guardian, Follow The Money, Bloomberg, Consumer Safety